27. April – Aktion gegen den “nationalen Marsch für die Familie” in Prag

Annaberg-Buchholz, Prag, Überall – Für ein Recht auf körperliche Selbstbestimmung, für den Feminismus!

Seit 2010 rufen christliche Fundamentalist*innen nicht nur in der kleinen sächsischen Erzgebirgsstadt Annaberg-Buchholz zum sogenannten „Schweigemarsch für das Leben“ auf. Bei diesen Veranstaltungen werben Fundamentalist*innen, unter Berufung auf ihre christliche Moral, für konservative Werte, die traditionelle Mutter-Vater-Kind-Familie und fordern das gänzliche Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen.

Das Bündnis Pro Choice hat in den vergangen Jahren Gegendemos und ein Straßenfest organisiert, um diesem konservativen Kanon etwas entgegen zu setzen und für die Entkriminalisierung von Abtreibungen zu demonstrieren. Wir sind in den vergangenen Jahren immer wieder nach Annaberg-Buchholz gefahren, um zusammen mit kritischen Anwohner*innen für körperliche Selbstbestimmung und Gleichberechtigung aller Familien- und Lebensentwürfe einzutreten. Wer nun meint, es sei Unsinn ein paar verirrten Hinterwäldlern im Bibelbelt hinterher zu laufen irrt, denn dass die gesellschaftliche Akzeptanz für die regressiven Ansichten der “Pro-Life” Bewegung wieder zunimmt, zeigt sich nicht zuletzt an den hohen Teilnehmer*innenzahlen am sogenannten „1000 Kreuze Marsch“ in Berlin oder Münster. Auch das ist Ausdruck des gesellschaftlichen Rechtsrucks.

In Prag findet seit einigen Jahren ein „nationaler Marsch für die Familie“ der Organisation “Hnutí pro život” (“Movement for life”) mit erschreckend großem gesellschaftlichen Zuspruch statt. Die Bewegung hat ein bürgerliches Auftreten und schafft es so Verbündete bis in die höchsten Schichten der Gesellschaft zu finden, darunter der Präsident Tschechiens, viele Parlamentarier*innen, die Tschechische Bahn und die Prager öffentlichen Verkehrsbetriebe. Dadurch konnte die Bewegung zu einer einflussreichen Lobbygruppe mit zivilgesellschaftlichem Antlitz werden und ihre Demo von 200 auf bis zu 5000 Teilnehmende 2018 vergrößern – und ihr Einfluss wächst weiter. Dabei können die meisten der Leute auf der Demo, als sich wenig politische definierende christliche Familien gesehen werden und nur wenige konnten als Teil extremer rechter Bewegungen ausgemacht werden. Aus diesen Gründen werden sie allgemein und auch medial nicht wirklich als Bedrohung gesehen, doch genau darin liegt die hohe Gefahr des wachsenden Einfluss dieser Bewegung als Teil des allgemeinen gesellschaftlichen Rechtsrucks.

Dieses Jahr wird es am 27. April das erste Mal einen öffentlichen Gegenprotest gegen den “Pro-Life-March” in Prag geben, organisiert durch unsere Freund*innen vom Kollektiv 115. Ein willkommener Anlass für uns unseren Protest und unsere Forderungen auf eine internationale Ebene zu bringen und unsere Freund*innen und Mitstreiter*innen vor Ort in ihren feministischen und anti-nationalistischen Kämpfen zu unterstützen.

Wir teilen deshalb den Aufruf des Kollektiv 115 und rufen zur gemeinsamen Busanreise am 27. April nach Prag auf. Den Aufruf im englischen Original und auf deutsch findet ihr unten.

Bustickets

..sind ab sofort hier gegen Spende erhältlich:

Bio7 Spätverkauf
Rudolfstraße 7
01097 Dresden

Öffnungszeiten:
Mo-So: 16 – 01 Uhr

Alle Infos zu Abfahrts-Ort und -Zeit findet ihr auf den Tickets.
Die empfohlene Spende für die Bus-Tickets beträgt 15 € (ab diesem Spendenbetrag refinanziert sich der gebuchte Reisebus).

Mobiveranstaltung

Am 17. April findet eine Mobi-Veranstaltung mit den Prager*innen vom Kollektiv 115 in der Chemiefabrik (Petrikirchstarße 5) organisiert durch unsere Freund*innen von Solidária.Events mit anschließendem Konzert statt. Vor Ort werdet ihr auch nochmal die Möglichkeit haben Bustickets zu kaufen. Mehr Infos gibts hier.

 

Aufruf des Kollekiv 115 aus Prag:
zu englischen Version (original)

AUFRUF ZUR TANZDEMONSTRATION GEGEN DEN „NATIONALEN MARSCH FÜR DAS LEBEN“ AM 27. APRIL IN PRAG.

Ein Rollback konservativer Werte hat die Länder des ehemaligen Ostblocks ergriffen, wie ein eisiger Wind. In den letzten Jahren haben wir die Verschärfung der Abtreibungsgesetze in Polen, Abreibungs-Verbotsversuche in der Slowakei sowie homophobe Referenda in Kroatien und Rumänien erlebt.

Dieser Rollback, der religiöse Fundamentalisten, Rechte, (Neo-)Nazis und Antifeministen vereint, hat die Tschechische Republik nicht gemieden. Früher eine Randerscheinung, an der mehrere hundert verrückte Ultra-Konservative teilnahmen, hat der “Marsch für das Leben” seit 2012 an Popularität gewonnen. Einerseits aufgrund der nationalistischen und anti-Immigrations-Rethorik seines Schirmherrs, dem Erzbischofs von Prag, andererseits wegen Bemühungen der “Pro-Life” Bewegung, ihr Image in den Medien zu verbessern. Auch die Kampagne „Wir urteilen nicht, wir helfen“, welche das Bild des verständnisvollen Helfers bei ungeplanten Schwangerschaften vermittelt, hat einen wesentlichen Teil zur gesellschaftlichen Akzeptanz von Pro-Life beigetragen.

Die “Pro-Life” Bewegung hat enge Verbindungen zur extremen Rechten und eine gemeinsame Vergangenheit mit der ultrakonservativen Aktion D.O.S.T. („Vertrauen-Objektivität-Freiheit-Tradition“), die sie aktuell zu verbergen versucht. Wenn wir nicht wollen, dass die religiöse extreme Rechte mehr Einfluss gewinnt und die Gesellschaft in eine mit Polen vergleichbare Situation bringt, müssen wir uns dagegen stellen. Es ist Zeit, die freundliche Maske der “Pro-Life” Bewegung herunterzureißen und ihr wahres Gesicht zu enthüllen. Hinter dieser Maske verbirgt sich der altbekannte Wunsch, zu bestimmen, was wir mit unserem Körper machen sollen. Der Wunsch Abtreibung und Empfängnisverhütung zu verbieten und zu kriminalisieren, die Sexualerziehung zu zügeln und Homophobie, Transphobie und den Traum von der traditionellen Familie und traditionellen Geschlechterrollen zu stärken.

In der damaligen Tschechoslowakei wurde Abtreibung in den 50er Jahren legalisiert. Wenn der Staat progressive Politik von oben betreibt, verlieren Basisbewegungen meist ihre Stimme. Sobald der Staat diesen Bewegungen allerdings wieder den Rücken kehrt, werden diese Stimmen extrem wichtig. Deshalb wollen wir vereint mit Allen, für unsere Vision einer freien und emanzipatorischen Gesellschaft auf die Straße gehen und gegen die Bedrohung durch die religiösen Fundamentalisten ankämpfen.

Am 27. April findet in Prag der „nationale Marsch für das Leben“ statt. Dagegen organisieren wir eine Tanzdemonstration, wozu wir alle unserer feministischen Genoss*innen herzlich einladen.

 

CALLOUT FOR DANCE COUNTER-DEMONSTRATION AGAINST NATIONAL MARCH IN PRAGUE ON 27TH OF APRIL

Like an icy wind, a wave of conservative values is sweeping the countries of the former Eastern bloc. In the past years we have witnessed the tightening of abortion laws in Poland, attempts at restriction in Slovakia and homophobic referenda e.g. in Croatia and Romania.

This wave, which unites religious fundamentalists, the far right and antifeminists, hasn’t avoided the Czech Republic. What used to be a marginal event attended by several hundred crazed ultra-conservatives, the March for Life has grown in popularity since 2012, thanks to the nationalist and anti-immigration rhethoric of it’s patron, the archbishop of Prague, but also because of the effort of the Pro-Life Movement to improve their image in the media. A big part of that is the project We Do not Judge, We Help, which creates a likeabe image of aid in cases of unplanned pregnancies.

The Pro-Life Movement has strong ties to the far right and shares a common history with the ultra conservative petition D.O.S.T., which it now tries to hide. If we don’t want the religious far-right to gain more infuence and push society into a situation similar to the one in Poland then we have to stand up to them. It’s time to tear down their amicable mask and expose their true face. Behind that mask there is that old well known desire to dictate what we should do with our bodies. A desire to ban and criminalize abortin and contraception, to curb sex education, homophobia, transphobia and dreams of the traditional family and traditional gender roles.

In Czechoslovakia abortion on demand was legalized in the 50’s. But when the state enacts progressive policies from the top, the grassroots movements loses it’s voice. But once the state turns its back on us, that voice becomes extremely important. That is why we want to unite everyone who could be endangered by religious fundamentalists and mobilise on the basis of our vision of a free and emancipated society for everyone.

On the 27th of April the National March For Life is going to take place in Prague. We are organising a dance counter demonstration. We would like to invite all our feminist comrades.

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